Kult
Alexander Valchev
Vom 26 April bis zum 10 Sep 2025
Unmögliche Arbeitsbedingungen sind ein Gespenst, das bulgarische Künstler*innen seit Jahrzehnten heimsucht - unermüdlich, vertraut und unwillkommen. Von den Grundvoraussetzungen für Kreativität bis zum seltenen Luxus einer kritischen Auseinandersetzung oder (lassen Sie uns träumen) eines funktionierenden Kunstmarkts - was früher mal spärlich existierte, liegt heute endgültig in Trümmern.
Die Galerie Gallery wurde auf diesen Trümmern gebaut. Diese haben nun ihren Weg in die künstlerische Praxis gefunden.
In den frühen 2010er Jahren musste der bulgarische Bildhauer Alexander Valchev immer wieder seine Wohnung wechseln. Da er keinen Platz zum Arbeiten hatte, finanzielle Mittel und Material fehlten, und zudem der Termin für die bevorstehende Ausstellung gefährlich nah rückte, begann er aus den Kisten, die bis vor kurzem seine persönlichen Gegenstände beherbergten, Skulpturen zu bauen. Die resultierende Ausstellung "Sculpture as a Hobby” behandelt mehrere Themen, die in Alexanders späteren Arbeiten immer wieder auftauchen.
Eines dieser Themen betrifft die erdrückende, unermessliche und monumentale Unfähigkeit, künstlerisch tätig zu sein.
Für die Ausstellung “New Life” im Goethe-Institut in Sofia (2015) baute Alexander eine Wand aus Pappkartons, die einen Teil der Ausstellung physisch versperrte.
Eine andere Arbeit, Obelisk (2019), besteht aus einer menhir-großen Schachtel, die mit Zeichnungen der Versuche des Künstlers bedeckt ist, das Karton physisch in Griff zu bekommen, während er die standardisierten Symbole mit Handhabungsanweisungen entlang des Schachtelbodens ignoriert.
In “Ruins of an Unbuilt Bridge” (2024) thematisiert Alexander das stille Scheitern eines Versprechens - die Konstruktion einer Brücke über den Yantra-Fluss in Gabrovo, Schlüsselelement eines städtischen Revitalisierungsplans, die stillschweigend fallen gelassen und erst nicht gebaut wurde.
Für seine Ausstellung in der Galerie Gallery schafft Alexander die neue Arbeit “Kult”, in der er seine Aufmerksamkeit auf die Strukturen richtet, die unsere materielle Existenz prägen: ein System der Wohlstandsverteilung, das Ressourcen als unveränderliches Nullsummenspiel betrachtet und so tut, als wäre es ein Naturgesetz. Das Werk hat die Form eines stilisierten megalithischen Bauwerks, das mit recycelten Kartons bedeckt ist, die für den Transport von Produkten der teuersten und mächtigsten Marken der Welt verwendet wurden.
„Kult“ existiert lediglich in der erweiterten Realität. Es kann gesehen, aber nicht berührt werden. Das Werk stellt eine Ruine in der spekulativen Zukunft dar - obwohl Materialien und auch die Krise, auf die es verweist, aus der Gegenwart stammen. „Kult“ ist Artefakt und Omen zugleich: real in seiner Komposition, in seinem Kommentar, und gleichzeitig räumlich schwebend und auf eine Zeit verweisend, die gerade außer Reichweite liegt.
„Kult“ konfrontiert uns mit einer Zukunft, die sich ebenso real anfühlt wie die Bedingungen, die eine professionelle künstlerische Praxis heute unmöglich machen.
Der Bildhauer Alexander Valchev lebt und arbeitet in Sofia, Bulgarien. Er hat einen Master-Abschluss in Bildhauerei von der Nationalen Kunstakademie Sofia und in Fotografie von der Neuen Bulgarischen Universität. In 2004 war er Stipendiat an der Cité internationale des arts in Paris und in 2008 am CCN in Graz (Österreich).
Zu seinen Einzelausstellungen gehören “Constructive Fluctuations” (2019) in Institute for Contemporary Art (Sofia), “How to Deal with the Object” (2019) in der Galerie Credo Bonum (Sofia), “A New Life” (2015) und “We Love the Dogs and the Dogs Love Us” (2011) im Goethe-Institut Sofia sowie “Sculpture as a Hobby” (2014) in der Galerie Arosita (Sofia).
Er hat an mehreren internationalen Festivals teilgenommen, darunter das Danube Dialogues Festival in Novi Sad (Serbien, 2018), UAMO in München (Deutschland, 2016) sowie dem Monat der Fotografie in Wien (Österreich, 2008), Ljubljana (Slowenien, 2007) und in Bratislava, (Slowakei, 2007).
Galerie Galerie wurde 2019 von den Künstler*innen und Kurator*innen Albena Baeva und Rene Beekman gegründet.
Galerie Galerie ist die erste Galerie in Bulgarien, die sich ausschließlich auf digitale Kunst fokussiert.
Galerie Galerie zeigt virtuelle Skulpturen in erweiterter Realität (Augmented Reality) an drei Standorten in Europa.
Ploshtadka (Bulgarisch für Spielplatz, Landeplatz oder Baustelle) ist unser virtueller Skulpturenpark in Sofia, Bulgarien.
Galerie Galerie M wird in Partnerschaft mit dem Projektraum Galerie M in Berlin (Marzahn) veranstaltet.
Galerie Galerie Buna findet als Kooperation mit der Buna Foundation in Varna, Bulgarien, statt.